Geschäftsführer Hellmuth Eichhorn erläutert den Gästen die Planung.

Jülich: Was der Kunde heute im Internet bestellt, wird morgen ins Haus geliefert. Hierzu bedarf es einer perfekt funktionierenden Logistik sowie der erforderlichen Versandverpackung. Die Carl Eichhorn KG ist ein spezialisierter Anbieter solcher Verpackungen und beliefert neben der Logistik- und Internetbranche auch Kunden aus allen anderen Bereichen der Food und Non-Food Industrie, sagt Hellmuth Eichhorn, Geschäftsführer der seit über 160 Jahren in Kirchberg beheimateten Carl Eichhorn KG, nicht ohne Stolz.

Er führt das Familienunternehmen in fünfter Generation. In den hochmodernen Werken Jülich-Kirchberg und Brechen bei Limburg an der Lahn werden von rund 280 Mitarbeitern Wellpappenverpackungen für den deutschen und den angrenzenden europäischen Markt hergestellt.

"Die Notwendigkeit, mit der Wellpappenverpackung eine logistische Dienstleistung anzubieten, wird künftig immer wichtiger. Da Eichhorn über diese Kompetenz verfügt, haben wir vor knapp drei Jahren einen weiteren großen Kunden gewonnen, den wir Just-in-Time beliefern, und zwar auf die Stunde genau. Das Geschäft dieses Kunden wächst jährlich im zweistelligen Prozentbereich", sagt Andreas Weidlich, der in der Geschäftsleitung der Carl Eichhorn KG für den Vertrieb zuständig ist. "Wir müssen dieses Tempo mitgehen, aber unser Standort Kirchberg arbeitet an der Kapazitätsgrenze." Deshalb will Eichhorn die Produktion ausweiten und 60 neue Arbeitsplätze schaffen. Allein in Kirchberg sollen in den nächsten zehn Jahren 50 Millionen Euro investiert werden, unter anderem in ein Hochregallager. "Das würde sich für uns sofort rechnen", sagt Martin Keirath, zuständig für Produktion und Technik und ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung von Eichhorn mit Blick auf die vielen LKW-Leerfahrten und Gabelstapler-Manöver.

Doch an dem Hochbau scheiden sich die Geister. Obwohl Eichhorn vom 40 Meter hohen Idealbau schon fünf Meter abgezogen hat, hält mancher Kirchberger auch das nicht mit dem dörflichen Charakter vereinbar. So wurden in der ersten Offenlage des behördlichen Verfahrens Einwände gegen den nur noch 35 Meter hohen Bau formuliert. Auch die geplante Brücke zwischen den beiden Firmenteilen rechts und links der Wymarstraße hat das Unternehmen aus optischen Gründen abgespeckt. "Und zwar zulasten optimaler Betriebsabläufe", berichtet Hellmuth Eichhorn, als sich Landrat Wolfgang Spelthahn, Jülichs Bürgermeister Axel Fuchs und Anette Winkler, Leiterin der Wirtschaftsförderung Kreis Düren, vor Ort aus erster Hand informierten.

Eine Filmanimation zeigte den Gästen, dass das zurückliegende Hochregallager für Autofahrer von der Wymarstraße aus kaum wahrgenommen wird. Gleichwohl hat die Jülicher Politik nach dem Verfahrensstart eine 28 Meter hohe Variante ins Gespräch gebracht. Für den Firmenchef ist das indiskutabel. "Unsere Kunden haben kaum noch Lager für Verpackungen und fordern, dass wir diese Lageraufgabe übernehmen. Darüber hinaus erwarten die Kunden von uns, dass wir sie ganz kurzfristig und absolut zuverlässig beliefern, deshalb brauchen wir mehr Lagerflächen. Weil die Margen in unserer Branche aber gering sind, müssen wir uns mit automatisierten Prozessen darauf einstellen, wenn wir im harten Wettbewerb bestehen wollen", so Andreas Weidlich. Da in Kirchberg keine weiteren Kompromisse mehr möglich sind, verfolgen der Firmenchef und die Prokuristen Andreas Weidlich und Martin Keirath parallel einen Plan B: Die Verlagerung des gesamten Produktionsstandortes in Kirchberg unter gleichzeitiger Integration eines erforderlichen Hochregallagers in das Gewerbegebiet Inden/Weisweiler.

"Wir haben in den letzten 10 Jahren ca. 55 Mio. Euro in das Unternehmen investiert und in den vergangenen 24 Jahren nie einen Verlust ausgewiesen. Daher haben wir auch jedes Jahr Gewerbesteuer an die Stadt Jülich überwiesen", sagt Hellmuth Eichhorn.

"Wir sollten alle froh sein, dass Eichhorn so erfolgreich ist und neue Stellen schafft. Aufgrund des Strukturwandels im Braunkohlerevier sind wir auf neue Arbeitsplätze dringend angewiesen. Aber Eichhorn sollte sich in Kirchberg entwickeln, denn das Vorhaben ist grundsätzlich genehmigungsfähig", ermunterte Landrat Wolfgang Spelthahn die Firmenleiter, sich auf Plan A zu konzentrieren. Er jedenfalls werde sich für diesen Standort starkmachen: "In Inden/Weisweiler setzen wir auf die Logistikbranche, und mit einer Firmenverlagerung ist uns nicht gedient, wir wollen dort neue Unternehmen ansiedeln."

Dass Eichhorn untrennbar mit Kirchberg verbunden ist, unterstrich auch Bürgermeister Axel Fuchs: "Die Unternehmensleitung hat mit Informationen sehr zur Versachlichung der Diskussion beigetragen und ist den Kirchbergern schon sehr weit entgegengekommen." Mit Blick auf die vielen bestehenden und künftigen Arbeitsplätze, die Steuereinnahmen und die Aussicht, dass die sechste Generation die Familientradition fortführen könnte, wolle er das Gespräch mit der Jülicher Politik suchen. Hellmuth Eichhorn: "Mir tut es jedenfalls sehr weh, nicht wachsen zu dürfen, obwohl wir es müssen und auch könnten."

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