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Köln: Wie gewohnt legt go.Rheinland auch in diesem Jahr einen Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vor. Der Bericht für das Jahr 2024 hilft dabei, die Entwicklungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren. „Als Aufgabenträger für den SPNV sind wir mit den Qualitätswerten des letzten Jahres selbstverständlich nicht zufrieden“, so go.Rheinland-Geschäftsführer Marcel Winter.

„Anhand des Qualitätsberichts sehen wir allerdings, dass die Vielzahl an Baustellen das absolut bestimmende Kriterium für die schlechten Werte ist. Darauf haben weder wir noch die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) einen Einfluss und ich sehe diese als notwendige Investition in eine stabilere Zukunft. Wir haben jedoch dort, wo wir agieren können, gemeinsam mit den EVU gehandelt und sind beim Thema Personalausbildung noch aktiver geworden. Im »Aktionsprogramm Personal für mehr Zuverlässigkeit im Betrieb« sorgen wir in ganz NRW für die Ausbildung zusätzlicher Triebfahrzeugführer*innen. Zudem sorgt der geplante langfristige Ausfall einzelner abgestimmter Leistungen dafür, dass das verbleibende Angebot zuverlässiger erbracht werden kann. Wir werden als Aufgabenträger, aber auch als Branche weiter alles daransetzen, dass sich die Qualitätswerte zukünftig wieder verbessern.“

Verschärfung der Verspätungssituation
Von 2021 bis 2023 gab es kontinuierlich mehr Verspätungen. Nachdem dieser Trend im Jahr 2023 zunächst gestoppt wurde, hat sich die Situation in 2024 erneut verschärft. Die Verspätungswerte haben im letzten Jahr sogar einen negativen Höhepunkt erreicht: Die durchschnittliche Verspätung lag über die drei Produktgruppen Regionalexpress (RE), Regionalbahn (RB) und S-Bahn hinweg bei 3:18 Minuten. Im Vergleich zu 2023 hatten die Züge damit 31 Sekunden mehr Verspätung. Die höchsten Verspätungswerte wurden in den Monaten Oktober und November eingefahren. Im Dezember verbesserten sich die Werte untypischerweise wieder. Dies lässt darauf hoffen, dass sich die Werte in 2025 möglicherweise wieder verbessern.
Der Hauptgrund für die Zunahme der Verspätungen ist die Überlastung der Schienenwege. Zudem wirken sich die immer komplexer werdenden Baustellen zur Verbesserung der maroden Infrastruktur negativ auf das Gesamtsystem aus. Es kommt daher immer wieder zu Trassenkonflikten und Verspätungsübertragungen an den zentralen Bahnknoten. Alle Produktgruppen haben sich gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Die pünktlichsten Werte weisen weiterhin die S-Bahnen auf. Hier stieg der Wert auf 2:25 Minuten (plus 18 Prozent). Bei den RB-Linien stiegen die Verspätungswerte auf 3:01 Minuten (plus 22 Prozent) und bei den RE-Linien auf 4:46 Minuten (plus 21 Prozent).

Streik und Vielzahl an Baustellen sorgen für neuen Rekordwert bei den Zugausfällen
Die Entwicklung hin zu immer mehr Zugausfällen hat sich verfestigt und in 2024 zu einem neuen Rekordwert geführt. Hauptgründe sind die Vielzahl an Baustellen (für 50 Prozent der Ausfälle verantwortlich) sowie personalbedingte Ausfälle (für 23 Prozent der Ausfälle verantwortlich). Bei den personalbedingten Ausfällen muss allerdings berücksichtigt werden, dass es im Januar und März des vergangenen Jahres Streiks der Gewerkschaft GDL gegeben hat. Diese haben mit 48 Prozent fast die Hälfte der personalbedingten Ausfälle verursacht. Die durchschnittlichen Zugausfälle sind von 14,52 Prozent in 2023 auf 16,69 Prozent in 2024 angestiegen.

Deutliche Zunahme der Kapazitätsausfälle
Bei der Bereitstellung der vertraglich vereinbarten Kapazitäten ist die durchschnittliche Quote der Sitzplatzausfälle deutlich gestiegen, und zwar von 2,37 Prozent in 2023 auf 3,23 Prozent in 2024. Im Vergleich der einzelnen Produktgruppen gibt es unterschiedliche Entwicklungen: Bei den S-Bahnen ist eine extreme Verschlechterung von durchschnittlich 1,69 Prozent in 2023 auf 4,12 Prozent in 2024 festzustellen (plus 145 Prozent). Hintergrund ist das momentan laufende Redesign der Baureihen ET 422 und 423 bei der S-Bahn Köln. Bei den Regionalbahnen ist die Zahl der Kapazitätsausfälle im Vergleich zum Vorjahr leicht gefallen, bei den RE-Linien haben sich die Werte im Durchschnitt verschlechtert.

Fahrgastzahlen steigen seit 2022 kontinuierlich an
Das kontinuierliche Wachstum der Fahrgastzahlen aus den Vorjahren hat sich fortgesetzt. Die Zahl der täglichen Einsteiger*innen an Werktagen (montags-freitags) ist in 2024 auf 367.000 angestiegen. Im Vergleich zu 2023 entspricht dies einem Anstieg von zwei Prozent (361.000). Zu Coronazeiten waren 2022 durchschnittlich 314.000 Fahrgäste unterwegs. Im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie (2019) hat sich das Mobilitätsverhalten der Fahrgäste spürbar verändert. Der Trend zu mehr Wochenendverkehr ist deutlich erkennbar. Die Wachstumsrate im Vergleich zu 2023 beträgt an Samstagen elf Prozent und an Sonntagen zwölf Prozent.

Zustand der Fahrzeuge kann nicht verbessert werden
Seit 2022 erheben die von go.Rheinland beauftragten Profitester*innen auch Daten zum Fahrzeugzustand. Da nicht auf allen Linien von den Bahnunternehmen Daten geliefert werden können, ergibt sich durch den Einsatz der Profitester*innen ein vollständigeres Bild. Bei der Kategorie „Funktionalität der Toiletten“ gab es eine Verschlechterung um drei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Bei der „Funktionalität der Außentüren“ und der „Verschmutzung mit Graffiti“ bleiben die Werte auf dem Vorjahresniveau. Die Kategorie „Fahrgastinformationssysteme“ in den Fahrzeugen ist generell unproblematisch und erreicht hohe Funktionalitätswerte auf dem Vorjahresniveau.

Kundendialog: Zahl der Fahrgastbeschwerden erneut gestiegen
Mit dem go.Rheinland-Kundendialog gibt es ein wichtiges Instrument, um den Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, auf Mängel und Probleme im Schienenpersonennahverkehr hinzuweisen. Während es im Jahr 2023 insgesamt 1.605 Kundeneingaben gegeben hat, waren es im letzten Jahr 1.846 und damit 241 Eingaben mehr (plus 15,02 Prozent). Die beiden häufigsten Gründe für Beschwerden waren Fahrtausfälle sowie Fahrtverspätungen.

Den vollständigen diesjährigen Qualitätsbericht finden Sie hier.

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