Stellen Sie sich vor: Ihr Kind will bessere Noten schreiben und sucht online nach Hausaufgabenhilfe – und landet bei einer Werbeanzeige für ein Online-Casino. Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist im April 2025 in den Niederlanden tatsächlich passiert.
Die niederländische Glücksspielaufsicht KSA (Kansspelautoriteit) hat deshalb das Unternehmen 711 B.V., Betreiber des 711 Casinos, offiziell verwarnt.
Der Grund: Werbung für Glücksspiel erschien auf einer Lernplattform für Grundschüler. Ein klarer Verstoß gegen den Schutz Minderjähriger und gegen die strengen Werbevorschriften in den Niederlanden.
Dieser Vorfall wirft erneut die Frage auf, wie sicher die Werbeumgebungen für Online-Casinos wirklich sind – besonders in einem Markt, der ständig neue Anbieter hervorbringt.
Wer ist die KSA – und was macht sie?
Die Kansspelautoriteit, kurz KSA, ist die zentrale Aufsichtsbehörde für Glücksspiele in den Niederlanden.
Ihre Aufgaben sind klar definiert:
- Vergabe von Lizenzen an Online- und Offline-Glücksspielanbieter
- Überwachung der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
- Schutz von Spielern, insbesondere von Minderjährigen und gefährdeten Gruppen
- Bekämpfung illegaler Glücksspielangebote
Seit Oktober 2021 ist der Online-Glücksspielmarkt in den Niederlanden offiziell reguliert.
Damit verbunden sind auch deutlich verschärfte Anforderungen an Werbung.
Vor allem Minderjährige sollen keinen Kontakt mit Glücksspielen oder deren Werbung haben.
Die KSA kontrolliert Werbekampagnen daher regelmäßig – sowohl proaktiv als auch auf Hinweis von Bürgern.
Der aktuelle Fall: Warum 711 Casino verwarnt wurde
Im Frühling 2025 erhielt die KSA einen Hinweis: Auf einer Website, die sich an Grundschüler richtet, war Werbung für das Online-Angebot von 711 Casino eingeblendet worden.
Diese Werbung stammte von einem Drittanbieter, einem sogenannten Affiliate-Partner, der Anzeigen auf verschiedenen Plattformen streute.
Was wie ein technisches Versehen wirkt, ist in den Niederlanden eine ernste Angelegenheit.
Denn Glücksspielwerbung darf unter keinen Umständen auf Plattformen erscheinen, die (teilweise) von Minderjährigen genutzt werden.
Zudem kam erschwerend hinzu: 711 Casino entdeckte den Vorfall zwar intern – meldete ihn aber nicht freiwillig an die KSA, wie es die Lizenzbedingungen vorschreiben.
Die Behörde wertete dies als doppelte Pflichtverletzung: erst durch die Platzierung, dann durch die verspätete Information.
Glücksspiel auf Bildungsportalen: Warum die KSA so streng eingreift
Glücksspielwerbung auf Bildungsplattformen? Ein absolutes No-Go.
Die KSA begründet ihre strikte Linie damit, dass Kinder und Jugendliche besonders anfällig für riskantes Spielverhalten sind.
Bereits erste Berührungen mit Glücksspiel können das Risikobewusstsein verzerren – und später problematisches Spielverhalten fördern.
Aus diesem Grund verfolgt die KSA eine kompromisslose Linie: Werbung, die sich direkt oder indirekt an Minderjährige richtet, wird nicht toleriert. Jeder Vorfall muss umgehend gemeldet werden – ganz gleich, ob dieser vom Anbieter selbst oder durch einen externen Partner verursacht wurde. Die Verantwortung liegt in jedem Fall beim lizenzierten Glücksspielanbieter.
Schon 2022 hatten die Niederlande Werbung mit Prominenten oder Influencern verboten, weil diese junge Menschen besonders stark beeinflussen können.
Seitdem gilt: Online-Glücksspielwerbung muss extrem vorsichtig und selektiv platziert werden.
Eine Studie der Universität Utrecht aus 2023 zeigte, dass 15 % der niederländischen Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren schon einmal Kontakt mit Glücksspielangeboten hatten – oft über Online-Werbung. Die KSA will diese Zahl drastisch senken.
Welche Regeln gelten in den Niederlanden für Online-Casino-Werbung?
Die Werberegeln sind umfassend und klar geregelt.
Unter anderem:
- Keine Werbung auf Websites, Apps oder Plattformen, die sich an Minderjährige richten oder von ihnen stark genutzt werden
- Keine Werbung zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr abends im Radio und TV
- Keine Werbung unter Verwendung von Prominenten, Sportlern oder Influencern
- Keine gezielten personalisierten Angebote an unter 24-Jährige
- Verpflichtung zur sofortigen Meldung von Verstößen
Wer gegen diese Regeln verstößt, muss mit empfindlichen Sanktionen rechnen:
Verwarnungen, hohe Geldbußen (bis zu mehreren Hunderttausend Euro) oder im Extremfall der Lizenzentzug.
711 Casino: Ein kurzer Blick auf das Unternehmen und seine Präsenz am Markt
711 Casino gehört zu den neueren Anbietern auf dem niederländischen Glücksspielmarkt.
Seit der Marktöffnung sind zahlreiche unbekannte und neue Online Casinos auf dem Markt gestartet – 711 B.V. war eines der ersten Unternehmen, das sich eine Lizenz sichern konnte.
Das Casino bietet ein breites Portfolio an Slots, Tischspielen und Live-Dealer-Angeboten.
Gerade neue Anbieter stehen unter besonderer Beobachtung:
Sie müssen nicht nur Vertrauen aufbauen, sondern sich auch durch strikte Einhaltung der Regeln behaupten.
Ein Verstoß wie im aktuellen Fall wirft einen Schatten auf die Glaubwürdigkeit – besonders in einem stark regulierten Markt wie den Niederlanden.
Folgen der Verwarnung: Reaktionen und mögliche Konsequenzen
Nach der Verwarnung zeigte sich 711 Casino kooperativ.
Das Unternehmen entfernte die fraglichen Anzeigen sofort und kündigte interne Maßnahmen an, um die Kontrolle über Werbepartner zu verschärfen.
Trotzdem bleibt die Verwarnung bestehen – und wird bei zukünftigen Verstößen als erschwerender Umstand berücksichtigt.
Die KSA erklärte in ihrem Statement, dass die Lizenznehmer eine „aktive Aufsicht über alle Marketingmaßnahmen“ sicherstellen müssen, egal ob diese selbst oder durch Dritte ausgeführt werden.
Ein zweiter ähnlicher Vorfall könnte ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen – bis hin zum Lizenzentzug.
Fazit: Klare Regeln sind nötig, um Vertrauen in den Glücksspielmarkt zu sichern
Der Fall 711 Casino zeigt, wie wichtig konsequente Regulierung im Bereich Online-Glücksspiel ist.
Gerade in einem Umfeld, in dem unbekannte und neue Online Casinos auf dem Markt regelmäßig auftauchen, müssen klare Standards gelten.
Nur so lassen sich Verbraucher schützen und der Markt langfristig stabilisieren.
Anbieter tragen eine enorme Verantwortung – nicht nur für ihr eigenes Handeln, sondern auch für die ihrer Partner.
Je transparenter und konsequenter sie diese Verantwortung wahrnehmen, desto stärker wächst auch das Vertrauen der Spieler in den legalen Glücksspielmarkt.
Die Botschaft der KSA ist eindeutig: Werbung darf niemals dort auftauchen, wo Kinder sie sehen könnten.
Ein kleiner Fehler kann große Folgen haben – für Anbieter, Kunden und das Image des gesamten Marktes.