Die Altenpflege steht seit Jahren unter enormem Druck: Fachkräftemangel, steigende Arbeitsbelastung und zunehmende bürokratische Anforderungen bestimmen den Alltag. In diesem ohnehin angespannten Umfeld kommt der Führungskultur eine zentrale Rolle zu. Schwache Führungskräfte können die Situation erheblich verschärfen – mit gravierenden Auswirkungen auf die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden.
1. Ursachen für schwache Führung in der Altenpflege
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Fehlende Führungsausbildung
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Viele Führungskräfte in der Pflege stammen direkt aus der Praxis und sind fachlich versiert, aber kaum für Personalführung, Kommunikation oder Konfliktmanagement geschult.
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Führung wird häufig „nebenbei“ erledigt.
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Hoher Druck von außen
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Kostendruck, Personalmangel und Dokumentationspflichten führen dazu, dass sich Leitungen stark auf Organisation und Verwaltung konzentrieren müssen.
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Für Mitarbeitergespräche, Motivation und Teamförderung bleibt wenig Zeit.
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Autoritäre oder passive Führungsstile
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Manche Leitungen setzen auf Kontrolle statt Vertrauen oder meiden Konflikte ganz.
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Beides führt dazu, dass Mitarbeiter sich nicht ernst genommen fühlen.
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Fehlende Vorbilder
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Wenn auch die nächsthöhere Leitung (Träger, Geschäftsführung) keine wertschätzende Kultur vorlebt, ist es für Teamleitungen schwer, einen modernen Führungsstil umzusetzen.
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2. Folgen für Mitarbeitende und Teams
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Sinkende Motivation
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Mitarbeitende fühlen sich nicht gesehen oder wertgeschätzt.
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Engagement nimmt ab: „Dienst nach Vorschrift“ wird zur Regel.
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Hohe Fluktuation
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Fachkräfte suchen sich andere Einrichtungen oder steigen ganz aus dem Beruf aus.
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Neueinstellungen werden schwieriger, da sich die Einrichtung einen schlechten Ruf erarbeitet.
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Mehr Krankmeldungen
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Stress, Frust und fehlende Unterstützung erhöhen das Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen.
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Schwächeres Teamgefüge
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Unklare Kommunikation und fehlende Rückendeckung durch die Leitung führen zu Konflikten im Team.
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Kooperation und Zusammenhalt brechen weg.
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Auswirkungen auf die Pflegequalität
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Motivationsverlust und Personalausfälle schlagen sich direkt auf die Versorgung der Bewohner:innen nieder.
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Pflegefehler, Zeitdruck und sinkende Empathie gefährden die Qualität.
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3. Was gute Führung ausmacht
Um Motivation und Zufriedenheit in der Altenpflege zu stärken, braucht es:
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Wertschätzung und Kommunikation
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Regelmäßige Gespräche, Feedback, Anerkennung von Leistungen.
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Partizipation
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Mitarbeitende in Entscheidungen einbeziehen, z. B. bei Dienstplänen oder Ablauforganisation.
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Transparenz
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Ehrliche Kommunikation über Herausforderungen und Ziele schafft Vertrauen.
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Förderung und Weiterbildung
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Mitarbeitende ermutigen, sich weiterzuentwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
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Führungskräfte-Training
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Systematische Schulung in Personalführung, Teamdynamik, Konfliktlösung und Motivationstechniken.
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4. Fazit
Die Altenpflege kann nur dann zukunftsfähig sein, wenn starke Führungskräfte eine positive Arbeitskultur schaffen. Fachliche Kompetenz allein reicht nicht – entscheidend ist, ob Leitungen es schaffen, Motivation, Vertrauen und Teamgeist zu fördern.
Wo dies nicht gelingt, droht ein Teufelskreis aus Frust, Abwanderung und Qualitätsverlust, der die gesamte Pflegebranche weiter schwächt.
✅ 10 Tipps für bessere Mitarbeiterführung in der Altenpflege
1. Wertschätzung zeigen
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Lob aussprechen – nicht nur für große, sondern auch für kleine Erfolge.
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Ein „Danke“ am Ende der Schicht wirkt oft mehr als jede Prämie.
2. Zuhören & präsent sein
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Regelmäßig Gespräche führen – nicht nur, wenn es Probleme gibt.
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Offene Tür: Mitarbeitende sollen das Gefühl haben, ernst genommen zu werden.
3. Klare Kommunikation
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Dienstpläne, Abläufe und Ziele transparent erklären.
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Missverständnisse vermeiden durch klare Ansagen und Nachfragen.
4. Mitarbeitende einbeziehen
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Ideen für Verbesserungen im Alltag aufnehmen.
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Teams an Entscheidungen beteiligen (z. B. Dienstplangestaltung).
5. Vorbild sein
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Leitung bedeutet auch: mit gutem Beispiel vorangehen.
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Verlässlichkeit, Ruhe und Respekt strahlen ins Team hinein.
6. Konflikte konstruktiv lösen
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Probleme nicht aussitzen, sondern aktiv ansprechen.
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Lösungen suchen, die für beide Seiten tragbar sind.
7. Entwicklung fördern
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Fort- und Weiterbildungen ermöglichen.
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Stärken erkennen und gezielt einsetzen.
8. Teamgeist stärken
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Gemeinsame Teamrunden oder kleine Rituale schaffen (z. B. Wochenstart-Runde, gemeinsames Frühstück).
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„Wir-Gefühl“ fördern, statt Einzelkämpfer zu haben.
9. Arbeitsbedingungen im Blick behalten
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Realistische Dienstpläne erstellen.
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Pausen sichern und Arbeitslast fair verteilen.
10. Selbstführung nicht vergessen
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Eigene Belastung reflektieren, Supervision nutzen.
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Nur wer selbst stabil ist, kann ein Team gut führen.