Die letzten Jahre waren für die Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen ein Kraftakt. Hohe Zinsen, teure Materialien und ein Einbruch bei den Genehmigungen haben die Branche ausgebremst.

Mancher Kran blieb am Boden, obwohl der Wohnraumbedarf riesig war. Nun aber mehren sich die Anzeichen, dass 2026 ein Jahr werden könnte, in dem sich die Stimmung dreht, wenn auch nicht überall im gleichen Tempo.

 

Wo steht die Baubranche derzeit?

Noch immer liegen die Bauzahlen unter dem Niveau von 2021, besonders beim Wohnungsneubau ist der Rückstand deutlich spürbar. In vielen Regionen herrscht Baustille, weil Investoren zurückhaltend bleiben.

Gleichzeitig zeichnen Umfragen ab, dass die Unternehmen die Zukunft nicht mehr ganz so düster sehen wie noch vor einem Jahr. Der Wohnungsbau bleibt zwar der große Patient, doch im Bestand, bei Sanierungen und Modernisierungen, zeigen sich erste Lichtblicke.

Auch in der Infrastruktur bewegt sich etwas, denn mit Projekten zur Vertiefung von Häfen oder zur Instandhaltung von Wasserwegen, wo ein Saugbagger zum Einsatz kommt, entstehen zusätzliche Aufträge, die der Branche neue Impulse geben. Die Erwartung, dass 2026 eine vorsichtige Stabilisierung bringt, ist also nicht aus der Luft gegriffen.

Von Zinsen bis zu fehlendem Kies und Sand

Die Liste der Bremsklötze ist lang. Steigende Finanzierungskosten machen neue Projekte weniger attraktiv und die Preise für viele Materialien haben das Budget kräftig belastet. Dazu kommt ein Problem, das weniger spektakulär klingt, aber enorm wirkt: Kies und Sand sind knapp, besonders in NRW.

Ohne diese Grundstoffe stocken Projekte oder verteuern sich erheblich. In diesem Zusammenhang taucht immer häufiger die Diskussion auf, ob sich Unternehmen spezialisieren und selbst in Technik investieren sollen, etwa indem sie einen Saugbagger kaufen, um unabhängiger von Lieferengpässen zu werden. Wer bauen will, muss also nicht nur Banken überzeugen, sondern auch hoffen, dass der Nachschub auf den Baustellen funktioniert.

Förderprogramme und politische Signale

Die Landesregierung verweist gerne auf einen Förderboom. Tatsächlich sind Milliarden für bezahlbare Mieten und Wohneigentum bereitgestellt worden. Auf Bundesebene fließen zusätzliche Mittel in Straßen, Schienen und andere Infrastrukturprojekte.

Für die Bauwirtschaft klingt das nach Rückenwind, doch entscheidend ist, wo die Gelder ankommen. Während die Infrastruktur von den Investitionen profitiert, bleibt der klassische Wohnungsneubau trotz zusätzlicher Förderungen in schwieriger Lage. Die Frage, ob Förderprogramme allein den großen Umschwung schaffen, bleibt offen.

Neubau am Limit, doch der Bestand rückt stärker in den Fokus

Während bei Neubauten weiterhin Flaute herrscht, verschiebt sich der Fokus immer stärker auf den Bestand. Energetische Sanierungen sind gefragt, nicht zuletzt wegen der Klimaziele. Häuser werden gedämmt, Heizungen modernisiert, Fenster ausgetauscht.

Hier winken Aufträge, die den Firmen durch die nächsten Jahre helfen können. Die Branche wird sich wohl darauf einstellen müssen, dass der Traum vom Neubau-Boom nicht sofort zurückkehrt. Dafür entsteht eine Dynamik, die aus einem anderen Bereich kommt. Aus der Modernisierung und Aufwertung des Vorhandenen.

2026 als Wendepunkt?

Die Baubranche in NRW steht vor einem Jahr, das vieles entscheiden könnte. Einerseits locken Förderungen, steigende Investitionen in Infrastruktur und eine wachsende Nachfrage nach Sanierungen. Andererseits lasten Materialengpässe, hohe Finanzierungskosten und der Mangel an Fachkräften schwer auf den Unternehmen.

2026 dürfte damit weder ein goldener Neubeginn noch ein endgültiges Krisenjahr sein. Vielmehr zeichnet sich ein vorsichtiger Aufschwung ab, getragen von Modernisierungen und Infrastrukturprojekten, während der Neubau noch um Luft ringt. Ob daraus ein stabiler Trend wird, hängt davon ab, ob Politik, Wirtschaft und Märkte in den kommenden Jahren besser ineinandergreifen als in der jüngsten Vergangenheit.